Wild Wild Ost
Goldrausch an der Elbe
Im ROED - Verlag, oder in meinem Shop
4. erweiterte Ausgabe mit einer zusätzlichen Story
WILD WILD OST
Es war gerade einige Wochen her, als wir alle in den Medien die wundersame
„Wende“ mit verfolgten. Dies war bei weitem spannender als
jeder Actionfilm. Wir hatten einen neuen „Jesus Christ Superstar“ mit
dem Namen Michail J. Gorbatschow! Neue Begriffe formten die Gemüter
der nach Wiedervereinigung lechzenden Menschen: „Glasnost“ und „Perestroika“.
Ja der „Dicke“, Helmut Kohl, machte mit „Genschman“ eine
ausgesprochen positive Figur. Sein Motto war wie sein massiger Körper:
einverleiben.
Seit dem 09. November 1989 letzten Jahres war nichts mehr so, wie
es einmal gewesen war, nachdem auf einer internationalen Pressekonferenz
SED-Politbüromitglied Günter Schabowski um 18.57 Uhr relativ
ruhig und deutlich ins Mikrofon sprach: „Privatreisen nach dem Ausland
… können … sofort, unverzüglich …“ War natürlich ein Patzer, aber das
DDR Volk verstand es als bare Münze und die Grenzen wurden geflutet.
Der falsche Prophet Erich Honecker trötete mit piepsiger Stimme noch
am 19. Januar gleichen Jahres, die Mauer werde „in 50 und auch in 100
Jahren noch bestehen bleiben …“.
Ja, ja, es war einmal.
Am 15. Januar wurde die Zentrale der Staatssicherheit (Stasi) in Berlin
gestürmt.
Gut. Weg damit. Leider verschwanden viele Akten auf Nimmerwiedersehen.
Namhafte Intellektuelle warben für eine politische Veränderung der
DDR. Die Mehrheit der Bevölkerung wollte aber mit den alten Parteifunktionären
nichts mehr am Hut haben und wünschte sich viel lieber die
deutsche Einheit. Dies wurde vom „Dicken“ und von „Genschman“ massiv
unterstützt! Ebenso fieberte ich mit, endlich wieder ein gemeinsames
Deutschland zu haben: von Sassnitz auf Rügen bis ans Schwäbische Meer
am Bodensee, Friedrichshafen. Eine innerdeutsche Distanz von über 1000
km.
Alles wieder unser! Dort, im kapitalistisch jungfräulichen Wilden Osten sah ich meine Chance einen fetten Reibach zu machen, welcher mich aus meiner finanziellen Misere herauslösen könnte. Ich klapperte also die Großstädte telefonisch ab, um einen Treffer zu erhaschen.
Ich probierte es noch einmal mit Karl-Marx-Stadt, 00 37 71... Besetzt.
Dann Leipzig, 00 37 41... Das Gleiche. Einmal noch Dresden, dann
musste ich unbedingt den Architekten Stoff anrufen, um mit ihm Details
für eine kleine Gartenanlage zu besprechen. Neubau, Reihenhäuser, übelste
Art. Ich wählte 00 37 51... „Rat der Stadt Dresden. Was kann ich für Sie
tun?“, klang eine weibliche Stimme im feinsten Sächsisch an mein schon
heißes Ohr.
Es war wie eine himmlische Offenbarung. „Mein Name ist Martin
Stengele, ich spreche für ein Stadtplanungsteam und wünsche mit der
zuständigen Stelle einen Besprechungstermin. Vielleicht wären Sie so
nett, mich weiterzuverbinden“, stammelte ich vor Freude und noch mehr
Überraschung, dass meine Bemühungen belohnt wurden, ins Telefon.
„Nu, ein Schwäblein“, sagte die Dame, „na, mit wem kann ich Sie denn
da verbinden? Ich versuch’s mal mit der Frau Glaiber. Ich wünsche Ihnen
im Schwabenland noch einen schönen Tag.“
Ich hatte einen Termin beim zuständigen Chef des Stadtplanungsamtes
erhalten. Einfach so. Bei uns hätte sich höchstwahrscheinlich die
Vorzimmersekretärin so zickig gestellt, dass mir die Lust auf ein weiteres
Engagement vergangen wäre. Es fing an, interessant zu werden.
Beim Metzger Brandt gegenüber der Garnisonskirche in Ludwigsburg traf ich Architekt Fabius Stoff wie Hoff, aber im Buch eben Stoff. Diese Metzgerei mit seinem Stammtisch hatte durchaus was an Prominenz zu bieten. Es trafen sich dort ein gewisser Lothar Späth mit einem Herrn Teufel, der Allrounder Konrad Kujau, Immobilien-Haie sowie einige Fussballgrössen des VFB Stuttgart. Ein Sammelsurium vom Wirtschafts-Piraten, Abenteurer, Bankrotteure wie mich und gut gestopfte Millionäre.
„Fabius, hast du Lust, mit mir im Osten was zu unternehmen? Ich
hab einen Termin beim Stadtplanungsamt in Dresden und habe mich als
Planungsgruppe vorgestellt. Ich meine, einen Versuch ist es doch allemal
wert, etwas im Osten zu unternehmen, oder?“, fragte ich Fabius vorsichtig,
in der Hoffnung, dass er mich nicht gleich zum Spinner deklassierte.
„Selbstverständlich! Wir räumen den Osten auf. Ich war schon vor der
Wende immer gern in Leipzig auf der Messe.“ Fabius lachte.
Mich wunderte es, dass sich Fabius für Ostmessen interessierte. „Was
hast du denn in Leipzig getrieben?“
„Zum Ficken war ich da, was sonst? Es gab nichts Besseres zur Messezeit.
Leipzig ist die Messestadt des Bumsens. Hast du wieder nicht
gewusst. Muss man euch Jungen alles beibringen? Jedes Jahr zur gleichen
Zeit fahren wir dahin. Nur Topmodels
Die Nacht, bevor es nach Dresden ging, konnte ich vor Aufregung
kaum schlafen. Den Wecker brauchte ich nicht, denn ich war schon wach,
bevor er klingelte. Meine Reisetasche stand griffbereit im Flur und mein
dunkler Anzug hing an der Garderobe. Ich lud meinen Wagen voll und
fuhr los in Richtung DDR. Im Radio hörte ich, dass die Bundesregierung
einen Kabinettsausschuss „Deutsche Einheit“ gebildet hatte.
Gegen 7:30 Uhr kam ich an Nürnberg vorbei, dann ging es weiter
Richtung Bayreuth. Zwischendurch tankte ich mein Fahrzeug auf, damals
kostete der Diesel um die 95 Pfennige, trank einen Kaffee und weiter ging
es. Vor Hof bog ich ab in Richtung Plauen. Der Verkehr nahm merklich
zu, vor der Grenze standen dann massenhaft Fahrzeuge im Stau.
Geduldig wartete ich, bis ich die Grenze passieren konnte. Der DDR-Beamte
war freundlich, schaute meinen Ausweis an, stempelte ihn ab und
weiter ging es.
Hermsdorfer Kreuz, Richtung Chemnitz. Dresden 87 Kilometer. Fast
hatte ich es geschafft. Dann lag die Elb-Metropole Dresden in einer braunen stinkenden Braunkohle-Wolke verhangen vor mir…
Zu Wild Wild Ost
Ebenso authentisch, wenn auch von einem Westdeutschen und schon deshalb sprachlich etwas krachender, kommt die Glücksritter-Klammotte "Wild, wild Ost" von Terry Kajuko daher. Dem erzählenden Gartenbau-Unternehmer geht es 1990 wie der ganzen alten Bundesrepublik: Die fetten Jahre sind vorbei, Aufträge knapp und sein schwäbisches Leben öde. Im Dresden erlebt er seinen privaten Aufschwung Ost aus Korruption und Größenwahn – zum Glück mit Happy End: Dem Absturz des Schwaben.
STERN 20.Oktober 2012
»... seine Story ist so erheiternd, dass das Buch tatsächlich das Zeug hat,
Kultstatus zu erlangen.« Oliver v. Schaewen Stuttgarter Zeitung
„…Hätte Egon Krenz geschafft, seine "Wende" tatsächlich umzusetzen, er hätte das, was da von Kap Arkona bis Weimar vor sich ging, fröhlich als NÖP bezeichnen können, als Neue Ökonomische Politik, frei nach Lenin und dem, was den Hintergrund für die rasanten Geschichten von Ilf und Petrow abgab. Kajukos Gestalten sind genau solche Typen, wie sie bei den beiden Russen dem einen, geldgepolsterten Stuhl hinterherjagen…Kajukos Geschichte hat sichtlich das Zeug zu einer rasanten Verfilmung. Wenn sich einer der deutschen Regisseure traut, denn mit melancholischen Seelenzerknirschungen kann er in keiner der flotten Szenen arbeiten. Das Buch lebt von Nicht-Besinnen, von Atemlosigkeit und immer mehr Sex und Drogen und PS und beschreibt damit ziemlich genau das gedankenloseste Jahrzehnt in der jüngeren deutschen Geschichte.“
Leipziger Internet Zeitung
„…Der Erzähler moralisiert nicht, sondern berichtet von einer Goldgräbergeschichte aus dem deutschen Osten – also von Verhältnissen, die zwar vergangen sind, sich aber in die nationale Psyche eingeprägt haben…“ Züricher Zeitung
„Alleine die Idee ist eine Auszeichnung wert: Terry Kajuko wirft die Symbolik des Wilden Westens, vermischt mit dem Totenkopf der Piraten, über den Aufbau Ost. Der Wilde Westen, das bedeutet: Goldrausch, harte Sitten, Kampf ums Überleben, Gesetzlosigkeit, Raffgier…an manchen Stellen, wenn die verheirateten Männer ihre Angetrauten vernachlässigen und betrügen, wenn der Alkohol fließt und das Koks über Straßen fegt, dann wird man an diese merkwürdige, gedankenlose und primitive Erzählstruktur von American Psycho erinnert. Wohl auch deswegen, weil viel zu wenige Autoren so wie Bret Easton Ellis oder Terry Kajuko den Mut aufbringen, die Oberflächlichkeit des modernen Kapitalisten zum Thema zu machen und dahinter nicht mehr als ein großes, sinnloses Nichts zu entdecken…“ Literaturkritiker Christoph Mann
„Ist das wahr? Ist das erfunden? Wenn es nicht wahr wäre, müsste man es erfinden, so verrückt sind die Geschichten des Schwabener Gartenbauers Terry Kajuko, die er nach der Wende in Dresden erlebt hat.“ André Hille, Textmanufaktur
„Und ist es auch nicht wahr, so ist es doch wenigstens gut erfunden“, weiß ein irisches Sprichwort – und das ist mir immer wieder eingefallen, als ich „Wild Wild Ost“ gelesen habe. Was mag an dieser Geschichte erfunden sein – oder vielleicht besser: Was ist an ihr nicht erfunden? Wenn „Wild Wild Ost“ seine Bezeichnung als Roman wirklich verdient, dann lässt das nur den Schluss zu, dass Kajuko einfach ein sehr einfallsreicher Erzähler ist – denn so, genauso muss es damals gewesen sein, als die Wessi-Pioniere sich auf den großen Treck Richtung Osten begaben, um dort Neuland zu erschließen…“ Literaturkritik Gemeinwesen
Und aber auch …„Das gesamte Buch ist eine Anhäufung von Trink- und Essgelagen. Frauen sind in diesem Buch nur ein Objekt der männlichen Gelüste und dumm.“ Rezi Bokmask
"Kajukos Geschichte hat sichtlich das Zeug zu einer rasanten Verfilmung. Wenn sich einer der deutschen Regisseure traut, denn mit melancholischen Seelenzerknirschungen kann er in keiner der
flotten Szenen arbeiten. Das Buch lebt von Nicht-Besinnen, von Atemlosigkeit und immer mehr Sex und Drogen und PS. Und beschreibt damit ziemlich genau das gedankenlosteste Jahrzehnt in der
jüngeren deutschen Geschichte." (Ralf Julke, L-IZ, 29.10.2007)
Terry Kajuko versteht es in einer einfachen und gewitzten Sprache den Aufstieg der beiden Glücksritter dem Leser nahe zu bringen. Dabei beschönt er weder den Betrug noch verurteilt er die
Naivität der Ostdeutschen, die es dennoch verstehen, ihr Schäfchen ins Trockene zu bringen. Die Verlierer sind hier nämlich die Westdeutschen. (...) Dieser unterhaltsame Roman blickt zurück in
eine Zeit, in der alles möglich war - Positives als auch Negatives." (Nadja Naumann, Sonntagsnachrichten, 25.11.2007)
"Knapp 20 Jahre nach dem Fall der Mauer erzählt Terry Kajuko in seinem Erstlingswerk Wild Wild Ost, eine wahre Geschichte von Gier und Größenwahn, von Höhenflug und tiefen Fall in einer spröden,
ehrlichen Sprache. Das Buch, für den Autor ein Stück Zeitgeschichte, schildert die Wendezeit einmal nicht aus ostdeutscher Perspektive, sondern aus der Sicht eines Wessis." (Harz Kurier / Echo
zum Sonntag, 30.12.2007)