Energieberechnung

24.12.2014

Vietnam+++Nähe Nha Trang+++Paradise Resort+++Frühstück+++

 

„Eckhart, hast du Lust, mit mir ein wenig am Strand zu laufen?

Wir können doch nicht nur saufen. Ein bisschen die Beine vertreten

tut uns beiden gut. Komm, nehmen wir uns ein paar Brötchen

und Wurst mit.“

„Meinetwegen, gehen wir. Sitzen werden wir noch mehr als

genug.“

Beide entfernten sich mit Vesper beladen vom Frühstückstisch

zum Strand.

An der bekannten Wurzel mit kurzem Stamm als Sitzbank setzten

sie sich, schauten in den Tag, der an Helligkeit gewann, und fingen

an, ihr Frühstück zu vertilgen.

„Siehst du am Horizont die vielen Lichter? Was ist das denn für

eine riesige Anlage, eine Raffinerie?“ Schneider deutete mit dem

Finger in die entsprechende Richtung über das Meer.

„Nein, dort produziert Daewoo, die Koreaner, zusammen mit den

Vietnamesen in einem Joint Venture Autos, auch für GM meines

Wissens. Vladimir meinte, dass das Werk in Vietnam die größte

und modernste Anlage ihrer Art ist“, wusste Eckhart und fügte

hinzu: „Was da an Energie verblasen wird! Unglaublich, einfach

unglaublich.“

Schneider überlegte und zoomte die Fabrik mit seiner potenten

Kamera heran.

„Die Anlage ist ja gigantisch.“

Beide nagten fleißig weiter an ihrer Vesper und Eckhart bejahte

mit einem Auge auf der entfernten Industrieanlage.

Als er herzhaft in sein Baguette biss, krachte es unmissverständlich

aus seinem Allerwertesten.

„Entschuldige. Auch eine Energie, die gerade unnütz verblasen

wurde“, kommentierte Eckhart mit einem Schulterzucken.

„Ich weiß die Lösung, wie man dieser Anlage saubere Energie

zuführen könnte.“

„Mit einem Atomkraftwerk?“, wollte Eckhart wissen.

„Quatsch. Wenn ich sauber meine, dann meine ich das auch so,

ohne Atommüll. Überlege mal – diese Energie von den vielen

Millionen Lichtern. Wie viele Einwohner hat denn Ho Chi Minh

City?“, fragte Schneider.

„Saigon? Ungefähr acht Millionen, Hanoi weniger, vielleicht

sieben Millionen, bin mir aber nicht so ganz sicher.“

„Also zusammen ungefähr 15 Millionen Menschen.“

„Wieso fragst du? Was hat das mit Energiezufuhr zu tun?“

„Überlege mal, mir kommt da so ein abstrakter Gedanke. Wie viele

Menschen tauschen gerade jetzt in den zwei Städten Zärtlichkeiten

in Form von Sex miteinander aus?“

Eckhart verschluckte sich fast an seinem Brötchen. „Was? Wie bist

du denn drauf?“

„Na überlege doch mal. Von den 15 Millionen Einwohnern sind

bestimmt zehn Millionen im paarungswilligen Alter. Das sind

fünf Millionen Paare. Stimmt’s?“

„Von mir aus, aber worauf willst du hinaus?“

„Lass mich weiter laut denken. Nach der lutherischen Kadenz

treiben es Paare zweimal die Woche. Somit sind das zehn Millionen

Intimitäten der heftigeren oder unheftigeren Art pro

Woche. Stimmt’s?“

„Nach deiner Logik vielleicht. Du glaubst wohl nicht allen Ernstes,

dass ich das jetzt nachrechne! Woher hast du diesen Mist?“

„Egal, hör doch. Das nennt man Hirntraining. Gehen wir davon

aus, dass nicht alle zu 100 Prozent bei der Sache sind, oder das

Liebesgefecht aus irgendeinem Grund abbrechen müssen, so

rechne ich mit noch 60 Prozent verwertbarer Bumserei. Somit

bleiben sechs Millionen Intimitäten übrig. Stimmt’s?“

„Auch das stimmt von mir aus.“ Eckhart starrte apathisch übers

Meer in Richtung der Fabrikanlage.

„Gehen wir weiter davon aus, dass die meisten und heftigsten

sexuellen Handlungen an den Wochenenden passieren, also Freitag

und Samstag, standardmäßig wie in Deutschland. Somit drei

Millionen pro Nacht. Gehen wir von einem Zeitfenster von fünf

Stunden pro Tag aus, dann macht das 600.000 pro Stunde oder

200.000 in 20 Minuten. Stimmt’s?“

„Ich blicke da nicht mehr durch; wenn ich jetzt ein Bier hätte,

würde ich es auf ex aussaufen.“

„Sei nicht so geistig faul. Horch doch weiter: Ein Akt verschlingt

mindestens um die 200 Kalorien pro Teilnehmer. Das macht 400

Kalorien pro Paar. Multipliziert man dies mit den 200.000 Paaren

pro Schichtbumserei, so setzen diese immerhin 80 Millionen Kalorien

frei. Das sind 240 Millionen die Stunde. So weit klar?“

„Mir wird schwindlig“, stöhnte Eckhart.

„Egal, weiter. Wenn man berücksichtigt, dass eine Kalorie diejenige

Wärmemenge ist, die man benötigt, um ein Kilogramm Wasser

um ein Grad zu erhitzen, oder andersherum 100 Kalorien ein Kilo

Wasser zum Kochen bringen, lässt sich mathematisch begründen,

so wird dies mächtig viel Dampf erzeugen. 1.000 Kalorien wiederum

sind gleichzusetzen mit 1,16 Kilowattstunden. 200 Millionen

Kalorien ergeben demzufolge rund 280.000 Kilowattstunden. Eine

Kilowattstunde kostet etwa zehn Cent. Habe zwar keine Ahnung,

wie viel genau, aber mit zehn Cent lässt es sich besser rechnen.

280.000 Kilowattstunden ergeben somit 28.000 Eulinge. Diese

Summe wird also in einer Nacht vervögelt. Diese umweltschonende

Energie würde wahrscheinlich ausreichen, um das dortige

Daewoo-Werk jeden Tag umsonst zu beleuchten. Habe ich

recht?“

„Du laberst mich besoffen, sowas hat auch noch niemand geschafft.

Wie kommt man denn auf solche wirren Gedanken?“

„Das habe ich mal in einem Magazin gelesen und mir beim Zugfahren

gemerkt, damit ich geistig fit bleibe. Dass ich das noch so

sauber zusammenbekomme, hätte ich selbst nicht mehr geglaubt.

Willst du wissen, wie ich mir die Eselsbrücken zusammengebaut

habe, um mir das zu merken?“

„Hör bloß auf. Natürlich nicht. Ich bin hier im Urlaub. Bei mir

funktioniert da unten eh nichts mehr. Mir kannste das schönste

Ferkelchen auf den Bauch binden, da rührt sich nichts mehr.

Selbst meine kleine Thaimieze, damals in Pattaya, bemühte sich

ihrer Zunft gemäß vergeblich ab. Sie meinte, das sei reine Kopfsache,

presste eine Limone aus, schmierte mir den Saft über meine

Glatze, steckte sich zwei Finger in die Muschi und massierte das

Ganze auf meinem Kopf ein. Gebracht hat es nicht mal nichts.“

 

Mehr im Buch :-)

 

 

 

Buchbeschreibung

Indochinakrieg, Vietnam Ende 1953. Eine kleine Garnison eines Postens des 2.R.E.I. bei einem Fischerdorf in der Nähe von Nha Trang. Die Fremdenlegionäre hatten die Aufgabe, in der Nähe gelegene Reisfelder und die arbeitende Vietnamesen zu beschützen, welche immer öfters Angriffe der Vietminh ausgesetzt waren. Nachdem eine Operation gegen die Vietminh erfolgreich durchgeführt wurde, kam es zu einem folgenschweren Zwischenfall, wobei Fremdenlegionäre grausam zu Tode kamen. Der Gegenschlag ließ nicht lange auf sich warten. Bedauerlicherweise wurden Zivilisten in den Konflikt hineingezogen und versehentlich erschossen.

60 Jahre danach trafen sich deutsche Legionärs-Veteranen des Postens in einem Resort, welches ein ehemaliger Kamerad leitet, nicht weit von ihrem damaligen Stützpunkt entfernt.

Als unvergänglicher Zeuge dieses damals befestigten Postens, blickt bis heute der steinerne Beobachtungsturm auf die idyllische Bucht von dem Hügel herab.

Einen Tag nach Heilig Abend endete die gemeinsame Besteigung zu dem Turm mit dem Tod eines der Veteranen durch eine Herzattacke. Es folgten weitere mysteriöse Todesfälle bei den angereisten, ehemaligen über 80jährigen Fremdenlegionären.

Der sich seit wenigen Tagen im Urlaub befindliche Stuttgarter Oberkommissar Schneider, welcher sich  von seinem stressigen Job erholen wollte und sich mit den teils schrillen Resort Gästen amüsierte, schlitterte in diese nicht enden wollenden Sterbevorfälle hinein. Dabei wurde er schrittweise zum Mitermittler des sächsisch sprechenden vietnamesischen Kommissars Mr. Ngo.

Ein pensionierter britischer Lehrer und nun Schriftsteller, sowie ein Rentner, welcher in seinem früheren Leben mit der DDR-Handelsmarine durch die Welt schipperte, bereicherten die revoltierenden Vorkommnisse mit ihren trockenen Sprüchen und rabenschwarzen Humor.

Somit wird ein tragisch, tödliches Rendezvous zu einer skurril anmutende Kriminal-Geschichte.  

Zur hilfreichen Rekonstruktion, was sich damals in den Wirren des Krieges ereignete, waren die abendlichen Erzählungen der Fremdenlegionäre aus jener Zeit, für Schneider von aufschlussreicher Wichtigkeit.

Der Chef des `Paradise Resort´, namens Vladimir, rückte so nach und nach mit interessanten Details heraus, woraus aus verblassten Mosaikteilchen letztendlich ein rätselhaft mystisches Gesamtbild erstellt werden konnte.

 

Seitenzahl 299 mit Fotos

 

 

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